Of birthday refugees, cosmopolitan wines and pointless walls (English / German)

by Adrian
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“Les fugitifs” is one of our favourite films. Recently we took its Leitmotiv to heart when Robin celebrated his 19th birthday at our home and we spent a weekend in nearby Alsace.

But it was also a flight from the Helvetised version of the “Black Lives Matter” debate. In an expression of prosperity neglect, where a serious topic slid into an absurd discussion focusing on the naming conventions of sweets.

On our excursion, we got to know a wine speciality which had a symbolic character for the current discussion about the coexistence of different ways of life. The “Rosenegert” of the Domaine Hering from Barr is not only a white wine cuvée but a so-called Complantation. On the corresponding vineyard all five grape varieties grow side by side. They are harvested and processed at the same time and result in a wonderfully balanced whole, in which each grape can play out its strength, whereby the whole is superior to any single grape wine.

The last months have been filled with surprising news. We actually thought that the Swiss economy is in good shape. We were astonished to learn that in a crisis of just a few months all reserves have apparently been used up across the board and that the general public has to raise billions of dollars in taxpayers’ money to support the economy. The Old Testament concept according to which the seven good years provide reserves for the seven bad years no longer seems to correspond to the attention span of the modern economy…

Equally enigmatic is the so-called pagan wall on Mont Saint Odile. It is a construction of massive stone blocks in loops, about a dozen kilometres long, in the middle of a forest half up the hill. The scientists have no agreement about the date of its construction somewhere between the Neolithic and the 7th century. Even more puzzling, however, is the purpose of the elaborate work, which does not seem to follow any military strategic, spiritual or commercial logic. Well, maybe historians of future generations will judge the same about the current stock market prices, Twitter news or discussions about the names of sweets 😉

Von Geburtstagsflüchtlingen, weltoffenen Weinen und sinnlosen Mauern

„Les fugitifs“ ist einer unserer Lieblingsfilme. Neulich beherzigten wir dessen Leitmotiv, als Robin seinen 19. Geburtstag bei uns zu Hause feierte, und wir deshalb ein Wochenende im nahen Elsass verbrachten.

Es war aber auch eine Flucht vor der helvetisierten Version der „Black Lives Matter“ Debatte. In einem Ausdruck von Wohlstandsverwahrlosung glitt ein ernstes Thema in eine absurde Diskussion über die Namensgebung von Süssspeisen ab.

Auf unserem Ausflug lernten wir eine Weinspezialität kennen, welche für die aktuelle Diskussion um das Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen und –ansichten Symbolcharakter aufwies. Der „Rosenegert“ der Domaine Hering aus Barr ist nicht nur eine Weisswein Cuvée sondern eine sogenannte Complantation. Auf dem entsprechenden Weinberg wachsen alle fünf Traubensorten nebeneinander. Sie werden gleichzeitig geerntet und verarbeitet und ergeben ein wunderbares ausgewogenes Ganzes, in welchem jede Traube ihre Stärke ausspielen kann, wodurch das Gesamte  jedem reinsortigen Wein überlegen ist.

Die letzten Monate waren gefüllt mit erstaunlichen Nachrichten. Wir dachten eigentlich, dass die schweizerische Wirtschaft in guter Form sei. Mit etlichem Erstaunen nahmen wir zur Kenntnis, dass bei einer Krise von wenigen Monaten offenbar verbreitet alle Reserven aufgebraucht sind und die Allgemeinheit via Steuergelder Milliardenbeträge zur Stützung der Wirtschaft aufbringen muss. Das alttestamentliche Konzept, wonach in den sieben guten Jahren ein Polster für die sieben schlechten Jahre angelegt wird, scheint nicht mehr mit der Aufmerksamkeitsspanne der modernen Wirtschaft übereinzustimmen…

Gleichermassen rätselhaft ist die sogenannte Heidenmauer auf dem Mont Saint Odile. Ein rund ein Dutzend Kilometer langes Bauwerk aus massiven Steinblöcken in Schlaufen mitten durch einen Wald auf halber Anhöhe eines Berges. Die Wissenschaftler haben keine Einigkeit über den Erstellungszeitpunkt irgendwo zwischen Neolithikum und dem 7 Jahrhundert. Noch rätselhafter ist jedoch der Zweck, des aufwändig erstellten Werks, welches weder einer militärisch strategisch noch spirituellen oder kommerziellen Logik zu folgen scheint. Nun vielleicht werden Historiker kommender Generationen gleiches über die aktuellen Börsenkurse, Twitter Nachrichten oder Diskussionen über die Namen von Süssspeisen urteilen 😉