Of Varilux, White House Tweety and Port wine tongs (English/German)

by Adrian
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DEUTSCHE VERSION NACH DEM ENGLISCHEN TEXT

Older is better – at least sometimes. Last month, a bottle of Romanée Conti was sold at an auction for USD 558,000. Let’s hope that it wasn’t bought by a speculator, but by a connoisseur who will drinke the fine bottle at the right occasion.

Our wine cellar may not be absolutely perfect as far as the average temperature is concerned, but since it has relatively small temperature fluctuations over the course of the year, it would also be suitable for the longer storage of wines. Unfortunately, the cellar has a big handicap: its owners. They can’t resist good bottles for decades, but sooner or later create the appropriate occasion to drink these 😉

This happened recently with a bottle of Burmester Port wine from 1922, which we drank with our friends, what was an extraordinary experience. We let our thoughts wander how the people had lived at the time of bottling: music via medium wave from crackling tube receivers instead of digitally streamed via spotify, early morning heating with coal briquettes instead of the automatic central heaters fed by heat exchangers, solely a few cars owned by the privileged ones but also no traffic jam messages on the radio…

The first challenge, however, was to get the port wine out of the bottle undamaged. To use a traditional corkscrew to pull an almost hundred-year-old cork seemed daredevil. That’s why we bought port wine tongs in a specialist shop. The procedure is simple physics: cool the bottle neck with a napkin cooled in ice water and then cleanly cut the bottle neck with the tongs heated in the fireplace (you can also do it in the other order).

The port wine was excellent and I definitely decided to drink the other bottle from 1937 and not pass it on to my heirs. This not least because we are currently involved in an unappetizing inheritance dispute. It is always amazing how the prospect of unexpected wealth in decent and reasonable people awakens greed. It is attempted with clumsy manoeuvres to deprive the co-heirs of assets. Defenceless old people in their final years are brazenly pushed into actions that would have been unthinkable for them a few years earlier.

But sometimes older is also worse: I don’t primarily think of the 72 year old White House Tweety, which at least has some impact. More tragic is the encrusted gerontocracy in Germany, where a 64 year and a 69 old politician have been at the controls of power for decades. But they do not want to resign at all, although they have lost the will or ability to shape the future since years…. Sometimes – in analogy to port wine tongs – a politician tong would be useful.

Older, however, is always different: I noticed this when we recently spent an entertaining evening with a group of long-time friends. We spoke with the same naturalness about hip operations, hearing aids, varifocals as we had discussed decades ago about exhaust variants of our mopeds. It was pleasing that no one complained about it, but all took note of it in a sporty and relaxed manner and immediately turned again to the more important topics – such as the selection of the right wine for eating.

Take care and enjoy life!

Adrian

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Von Varilux, White House Tweety und Portweinzangen

Älter ist besser – zumindest manchmal. Letzten Monat wurde in einer Auktion eine Flasche Romanée Conti für 558‘000 USD versteigert. Hoffen wir, dass es nicht irgendein Spekulant gekauft hat sondern ein Geniesser, der den guten Tropfen beim passenden Anlass auch verflüssigt.

Unser Weinkeller ist zwar nicht perfekt, was die Durchschnittstemperatur angeht, aber da er über den Jahresverlauf relativ geringe Temperaturschwankungen hat, würde er sich auch zur längeren Lagerung von Weinen eignen. Der Keller hat jedoch leider ein grosses Handicap: seine Eigentümer. Diese können guten Flaschen nicht über Jahrzehnte widerstehen, sondern schaffen sich früher oder später den passenden Anlass, um diese zu trinken 😉

So geschehen neulich mit einer Flasche Burmester Portwein von 1922, den wir im Freundeskreis getrunken haben, was ein ganz besonderes Erlebnis war. Wir liessen unsere Gedanken schweifen, wie die Menschen zum Zeitpunkt der Abfüllung gelebt hatten: Musik via Mittelwelle aus knisternden Röhrenempfänger statt digital gestreamt über spotify, frühmorgendliches Heizen mit Kohlebriketts statt der vom Wärmepumpen gespiesenen automatisch anstellenden Zentralheizungen, einige wenige Autos dafür aber auch keine Staumeldungen am Radio…

Die erste Herausforderung war allerdings den Portwein unbeschadet aus der Flasche zu bekommen. Mit dem traditionellen Korkenzieher eine nahezu hundertjährigen Korken zu ziehen, erschien waghalsig. Wir haben deshalb im Fachgeschäft eine Portweinzange gekauft. Das Prozedere ist simple Physik: den Flaschenhals mit einer im Eiswasser gekühlten Serviette kühlen und dann mit der im Cheminee aufgeheizten Zange den Flaschenhals sauber abtrennen (oder in umgekehrter Reihenfolge).

Der Portwein war exzellent und ich habe mich definitiv entschieden, demnächst auch die andere Flasche von 1937 zu trinken und nicht weiter zu vererben. Dies nicht zuletzt da wir derzeit grad in eine unappetitliche Erbstreitigkeit verwickelt sind. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Aussicht auf unerwarteten Reichtum in an für sich anständigen und vernünftigen Menschen die Gier weckt. Es wird mit plumpen Manövern versucht, den Miterben Vermögenswerte vorzuenthalten. Wehrlose alte Leute werden in ihren letzten Lebensjahren unverfroren zu Handlungen gedrängt, welche für diese ein paar Jahre zuvor undenkbar gewesen wären.

Älter ist aber manchmal auch schlechter: Ich meine damit nicht in erster Linie den 72 jährigen White House Tweety, welcher immerhin etwas bewirkt. Tragischer ist die verkrustete Gerontokratie in Deutschland, wo eine 64 jährige Politikerin und einen 69 jähriger Politiker seit Jahrzehnten an den Schalthebeln der Macht sind. Sie wollen aber partout nicht zurücktreten, obwohl ihnen der Gestaltungswille respektive -fähigkeit seit Jahren abhandengekommen ist…. Manchmal wäre – in Analogie zur Portweinzange – eine Politikerzange nützlich.

Älter ist aber in jedem Fall anders: dies ist mir aufgefallen, als wir neulich mit einer Gruppe Gleichaltriger einen gemütlichen Abend verbrachten. Wir sprachen mit der gleichen Selbstverständlichkeit über Hüftoperationen, Hörgeräte, Gleitsichtbrillen wie wir vor Jahrzehnten über Auspuffvarianten unserer Mopeds diskutiert hatten. Erfreulich war, dass niemand darüber jammerte, sondern alle dies sportlich-gelassen zur Kenntnis nahmen und sich umgehend wieder den wichtigeren Themen – wie etwa der Auswahl des passenden Weins zum Essen – zuwandten.

Macht’s gut und geniesst das Leben

Adrian